Pflanzen mit allen Sinnen erleben

Rauhnächte

Kerze in Laterne mit Räucherfass davor zur Rauhnacht

Rauhnächt' gibt's vier - zwoa foast und zwoa dirr

… lautet ein alter Spruch, den auch ihr sehr wahrscheinlich schon mal gehört habt. Tatsächlich werden Rauhnächte aber unterschiedlich gezählt. Wenn es vier sind, sind damit die Thomasnacht (21.12.), die Heilige Nacht (24.12.), die Silvesternacht (31.12.) und die heutige Epiphaniasnacht (5.1.) gemeint. „Zwoa foast und zwoa dirr“ bezieht sich darauf, dass während der „zwei foasten“ reichlich gegessen wird – was früher im so unwirtlichen Winter eine Besonderheit war. In den „zwei dürren“ entfiel dies eben. Wer drei Rauhnächte zählt, zählt die Thomasnacht nicht mit. Dem ist auch so, wenn von 12 Rauhnächten die Rede ist. Dann werden nur die Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag mit einbezogen.

Bräuche & Rituale – damals & heute

Meinem Gefühl nach kommen die alten Bräuche und Rituale rund um die Rauhnächte in den letzten Jahren wieder mehr und mehr zurück. Ob es dem Wunsch nach Struktur und Stabilität – nach etwas „das immer schon so war“ – in der sonst so rasanten und teilweise unberechenbaren Welt geschuldet ist oder aber einfach die Neugierde auf mystische Wesen zu Tage tritt kann ich nicht sagen. Erstaunlich ist dennoch, dass selbst so alte Bräuche und Rituale teilweise auch heute noch durchaus Sinn machen. Und das selbst für alle, die mit „Rauhnächten“ und „Wilder Jagd“ nichts anzufangen wissen.

Ordnung schaffen

Eine der Regeln für die Rauhnächte war und ist, Ordnung zu schaffen. Ob sich die Wilde Jagd im Unrat verheddern kann oder nicht – ich glaube wir sind uns einig, dass eine gewisse Ordnung Sinn macht. Umzwar im wörtlich Sinn – also die Wohnung sauber zu machen – wie auch im übertragenen Sinn – nämlich seine Gedanken aufzuräumen. Vielleicht erledigt ihr mit dieser Anregung nächstes Jahr den mentalen Weihnachtsputz gleich mit dem Tatsächlichen in einem Aufwischen. 

Schönpercht im Wald in der Rauhnacht
(Keine) Wäsche waschen

Eine der Rauhnachtsregeln, die sehr gerne weitererzählt wird, ist es in den Rauhnächten keine Wäsche waschen zu dürfen. Es heißt die Wilde Jagd würde sich in den aufgehängten Wäscheteilen verheddern um diese dann als Leichentücher für seine Besitzer zu verwenden. Schon etwas gruselig, oder? Denkt ihr, dass es hier wirklich um die Wäsche geht? Wenn ich mir vorstelle wie beschwerlich es in früheren Zeiten sein musste in klirrender Kälte mit der Waschrumpel Wäsche zu waschen, dann kann ich mir auch gut vorstellen, dass sich der Eine oder Andere Krankheiten wie beispielsweise eine Lungenentzündung eingefangen hat, die in weiterer Folge zum Tod führte. Insofern war es wahrscheinlich sehr schlau die Wäsche zumindest in den Rauhnächten einfach mal liegen zu lassen. Wer auch heute noch sicher gehen will, der kann die Wäsche natürlich auch heute noch liegen lassen – davonlaufen wird sie euch bestimmt nicht.

Zapfenmandl Schönpercht Rauhnacht
Räder stillstehen lassen

Auch bei der Regel die (Spinn)Räder stillstehen zu lassen geht es letztendlich um Arbeit. Und auch die musste man – so die Rauhnachtsvorschrift – während dieser Zeit mal ruhen lassen. Die Spinnräder sind heute verschwunden, die Arbeit aber bekanntlich nicht. Demnach ist auch Urlaub und etwas Erholung „zwischen den Jahren“ auch heute nach wie vor eine gute Idee. Und auch den Rädchen im Kopf tut eine Pause mal gut.

Räuchern

Nicht zuletzt wird dann selbstverständlich in den Rauhnächten auch noch geräuchert und hier spielen Pflanzen eine entscheidende Rolle. Beim Räuchern für die Rauhnächte werden insbesondere Pflanzen(teile) verwendet, denen eine reinigende und schützende Wirkung zugeschrieben wird. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sie die zuvor geschaffene Ordnung reinigend unterstützen und sich schützend zwischen uns und das Böse (die Wilder Jagd) stellen. Sehr praktisch finde ich sich vorzustellen zu können, dass das Böse mit dem Rauch einfach abzieht.

Aperschnalzer, Glöckler & Perchten

Auch wenn der Winter heuer besonders mild ist und generell heutzutage wesentlich leichter zu ertragen ist wie noch vor 100 Jahren, freuen wir uns alle auf die Zeit, die wieder mehr Licht und Wärme verspricht. Dafür gibt es glücklicherweise unter anderem die Aperschnalzer, die mit Peitschenschnalzer den Winter davonjagen. Den gleichen Auftrag haben auch die Perchten und Glöckler, die heute Abend/Nacht – in der letzten Rauhnacht – nochmal laufen werden. Unter den Perchten befinden sich übrigens auch viele sehr naturnahe Gestalten – zum Beispiel das Zapfenmandl. 

In diesem Sinne … kommt gut durch die letzte Rauhnacht!