Welcome to Richmond!
Heute darf ich euch auf einen kurzen, virtuellen Ausflug nach Richmond entführen! Richmond ist ein Teil London’s und liegt etwa 13 km südwestlich des Stadtkerns. Angezogen von all den unglaublich schönen Bildern blühender Azaleen in Isabella Plantation auf sämtlichen Social Media Kanälen war dies Ziel meines letztwöchigen Sonntagsausflugs. Der Wettergott war mir hold und hat gerade noch rechtzeitig warme Temperaturen und für britische Verhältnisse richtig viel Sonnenschein geschickt.
Riverside
Los ging mein Rundgang bei der U-Bahnstation ‘Richmond Station’. Noch im Bahnhof organisierte ich mir angesichts der wirklich warmen Temperaturen Iced Caffé Latte sowie eine Cinnamon Roll und marschierte auf direktem Weg zur Riverside. Verfehlen kann man diese dank der guten Wegbeschilderung wirklich nicht!
Kurz nach der Richmond Bridge nutzte ich die Gelegenheit mich im Grün niederzulassen um das Treiben auf der Themse wie auch am Gehweg zu beobachten. Ich war natürlich nicht alleine auf der Wiese – sonntags seine Picknickdecke auszubreiten und die Seele baumeln lassen, ein Buch zu lesen, sich mit Freunden treffen ist hier wirklich nicht ungewöhnlich. Packt bei solchen Unternehmungen auf jeden Fall auch eine Decke ein, je nach Lust und Laune natürlich auch ein Buch und etwas Verpflegung.
Riverdale – & Buccleuch Gardens
Wenig später spazierte ich dann am Richmond Riverside Thames Towpath in Richtung Riverdale – und Buccleuch Gardens weiter. Hier empfiehlt es sich, den Blick durchaus mal vom Wasser abzuwenden um die Unterführung unter der Petersham Road nicht zu verpassen, die einen direkt in Terrace Gardens führt.
Terrace Gardens
Welchen Weg man hier auch immer wählt – so lange man bergauf geht, führen sie alle zum Richmond Hill Viewing Point. Am Weg dahin, war ich stets hin- und hergerissen, ob ich nach oben oder unten sehen sollte. Über mir die beeindruckend großen Baumkronen von Platanen, am Boden immer wieder die Squirrels, die einfach immer lustig zu beobachten sind. Kurz bevor man am Richmond Hill angekommen ist, kann man sich neben Aphrodite nochmal niederlassen und den Blick über die Gärten und Themse hinweg in die Ferne schweifen lassen.
Über Richmond Hill zum Richmond Park
Über Richmond Hill spazierte ich schließlich weiter zum Richmond Park. Gleich beim Eingang hat man dann die Qual der Wahl für welchen Weg man sich entscheidet; man kann wortwörtlich in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen!
Richmond Park ist mit 10 Quadratkilometern der größte königliche Park in London. Nur um diese Größe einsortieren zu können – der Hyde Park ist im Vergleich “nur” 1,4 Quadratkilometer groß.
Wie eine Fata Morgana
Nachdem ich wegen der Azaleen gekommen bin, entschied ich mich für jenen Weg, der mich relativ schnell dort hin führen sollte, also jenen, der parallel zur Queen’s Road in Richtung Süden verlief.
Es dauerte nicht lange bis ich in der Ferne eine Herde Wild erspähte. Ob es Rot- oder Damwild war, kann ich euch nicht sagen – leben tun sie beide hier wild. Wenig später erkannte ich am Horizont die Londoner Skyline, die angesichts des weitläufigen Grüns im Vordergrund fast wie eine Fata Morgana erschien.
Als ich plötzlich blaue Flecken in der Wiese ausmachen konnte, musste ich natürlich nachsehen gehen was das ist. Und tatsächlich waren es English Bluebells (Hyancinthoides non-scripta), die hier noch blühten. Es war zwar keiner der blauen Teppiche, die man oft auf Bildern sieht, aber immerhin doch noch ein paar einzelne quer über die Wiese verstreut.
Nur nicht ablenken lassen!
Recht viele Weggabelungen gab es bis dahin noch nicht, dennoch war ich immer wieder abgelenkt – mal die vorhin erwähnten Bluebells, ein anderes mal eine recht beeindruckende Eiche. Ich hatte wirklich Mühe vor lauter schauen voranzukommen und wollte auch meine Abzweigung, die mich zu King Henry’s Mound brachte, nicht übersehen.
King Henry’s Mound
Bei King Henry’s Mound steht nämlich ein Fernglas, das einen bei entsprechend gutem Wetter (wie an diesem Tag) St. Paul’s Cathedral in mehr als 10 Meilen Entfernung glasklar sehen lässt. Hier sollte man auf jeden Fall ein paar Minuten Geduld mitbringen, denn hier ist man wahrscheinlich nie alleine um durch’s Fernglas zu gucken!
Pembroke Lodge Gardens
Am Weg zur Pembroke Lodge kam ich bei den Pembroke Lodge Gardens vorbei. Der Garten ist größenmäßig wirklich überschaubar, er gleicht eher einer blühenden Insel inmitten viel Grün. Leider hatten sich zu dieser Zeit gerade wieder mal ein paar Wolken vor die Sonne geschoben, sodass es nicht wirklich zum Verweilen einlud. Aber natürlich saßen auch hier Menschen auf den Parkbänken und genossen ihren Sonntag.
Pembroke Lodge
Nur ein paar Meter weiter, am höchsten Punkt des größten royalen Parks, stand rechterhand die Pembroke Lodge. Sie präsentierte sich regelrecht.
Die Fassade des weißen, schönen Gebäudes war mit blühenden Glyzinien bewachsen, es sah geradezu dekoriert aus. Die Tatsache, dass – wegen einer Hochzeit oder einer anderen Feierlichkeit – ständig gut gekleidete Menschen ein- und ausgingen, verwandelte die ganze Szenerie geradezu in ein klischeehaftes Bild britischen Lebens.
Die Azaleen warteten aber noch immer auf mich und waren noch immer ein ganzes Stück entfernt. ich bestaunte noch kurz die riesengroße Eiche, die von einem niedrigen, geflochtenen Zaun großräumig eingefasst war, ehe ich auch dieser den Rücken kehrte und weitermaschierte.
Eichen-Zauberwald
Zurück am ursprünglichen Pfad parallel zur Queen’s Road bog ich wenig später auf den Capital Ring in Richtung Pen Ponds ab. Der Verkehr hinter mir war bald nicht mehr zu hören, dafür fand ich mich in einem Eichenwald wieder. Still war es hier zwar wegen der vielen Vögel, die sich scheinbar sehr viel zu erzählen wussten nicht, dennoch kam ich mir vor wie in einem Zauberwald.
Als ich ein rascheln hörte, erwartete ich schon fast, dass gleich ein fabelhaftes Wesen hinter einem der knorrig verwachsenen Eichen auftauchte – das vermeintliche Fabelwesen entpuppte sich aber schnell als ein sehr menschlicher Jogger. Auf den nächsten paar Hunderten von Metern passierte dann nicht viel. Ein paar Reiter in der Ferne, die auf ihren Pferden gemütlich dahintrabten, ein paar Spaziergänger – meist mit Hund -, ein paar mehr Jogger, ansonsten Vögel, Hasen und Enten, die in einer Pfütze stets Kopf unter Wasser nach Fressbarem suchten.
Pen Ponds
An den Pen Ponds mehrten sich Familien mit Kleinkindern, letztere waren vor allem sichtlich von den Wasservögeln begeistert. Auch ich gönnte mir eine kurze Verschnaufpause bevor ich in Richtung Pen Ponds Café weiterging.
Die Absicht hier tatsächlich Kaffee zu trinken verwarf ich allerdings wegen der extrem langen Warteschlange sehr schnell wieder. Bei so einem sonntäglichen Traumwetter ist hier wirklich alles auf den Füßen. Auf direktem Wege ging ich also weiter in Richtung Isabella Plantation.
Isabella Plantation
Gleich nachdem ich durch das Broomfield Hill Gate trat, bekam ich eine Idee davon, warum sämtliche Social Media Kanäle Tage zuvor schon mit Bildern von hier geradezu geflutet wurden. Es war, als würde ich eine ganz eigene, blühende Welt betreten, die aus Azaleen in allen Farben bestand! Und das, obwohl ich die Hochblüte wohl gerade um ein paar Tage verpasst hatte.
Isabella Plantation ist ein ca. 16 ha (40 acres) großer Garten inmitten eines noch viel größeren Gartens, eben Richmond Park. Begründet wurde dieser bereits 1830, ist allerdings erst seit 1953 frei zugänglich. Zwischen 2011 und 2015 wurde er noch einmal ordentlich aufgebessert und dementsprechend schön präsentiert er sich auch. (Vgl. The Royal Parks. Isabella Plantation. Letzter Zugriff: 16.05.2024)
Das blühende Epizentrum
Durch den blühenden Dschungel hindurch landete ich irgendwann beim Thomson’s Pond. Mir kam vor ich sei im Epizentrum des blühenden Gartens angekommen!
Wo man auch hinsah, war es bunt! Von weiß bis rosa in allen Schattierungen, dazwischen Gelb- und Orangetöne.
Viele der großen Büsche waren mit niedrigen, weidengeflochtenen Zäunen begrenzt. Dies ließ sie wie Blüteninseln in der kurzgeschnittenen Rasenfläche erscheinen.
Abgesehen von den Azaleen findet man hier natürlich ganz, ganz viele andere Pflanzen.
Zum Beispiel einen riesigen Taschentuchbaum der seine weißen Blätter ganz sanft im Wind wiegte. Zwei ältere Frauen waren um seinen Schatten froh, in dem sie sich ganz gemütlich unterhielten.
Gleich daneben war eine riesengroße Rasenfläche, auf der wirklich viel los war. Menschen sonnten sich, unterhielten sich gemütlich sowie angeregt, spielten Karten oder Ball, lasen Bücher, andere starrten ganz einfach nur verliebt Löcher in die Luft und genossen wohl einfach ihren Sonntag.
Was für ein Kontrast zum Eichenwald eine gute Stunde davor!
Völlig planlos, aber mindestens so fasziniert bahnte ich mir den Weg durch das beeindruckende Labyrinth.
Die Sträucher über und über mit Blüten, jede einzelne Blüte ein Kunstwerk und zusammen ein regelrechtes Schauspiel der Natur. Diese Farbenpracht, deren Spektrum schier unbeschreiblich ist, war einfach überwältigend!
Nature is painting for us,
day after day,
pictures of infinite beauty.John Ruskin
Neben den Azaleen gab es natürlich noch viele, viele andere Pflanzen zu sehen und obwohl der Garten natürlich angelegt ist, fühlt man sich trotzdem wie im wilden Dschungel. Hier herrscht ein geordnetes Durcheinander, in dem alles seinen Platz hat zu wachsen und zu blühen.
Peg’s Pond
Irgendwann kam ich am Peg’s Pond an, in dem sich ein Wasservogel – für mich sah es aus wie ein Pelikan, ob es wirklich einer war, kann ich nicht sicher sagen – wie eine Statue zur Schau stellte.
Nachdem ich noch nicht genug von den blühenden Sträuchern hatte, ging ich noch ein paar Irrwege zwischen den beiden Teichen, ehe ich dann das Areal durch das Peg’s Pond Gate wieder verließ.
Nachdem ich nun ca. 3 Meilen und eine gute Stunde Gehzeit von Richmond entfernt war, steuerte ich direkt wieder auf die Queen’s Road zu um parallel zu dieser – nochmal vorbei an der Pembroke Lodge bzw. dem King Henry’s Mound – wieder Richtung Stadt zurückzugehen.
Zurück in Richmond
Am Richmond Hill ließ ich die Terrace Gardens links liegen und folgte der Straße einfach weiter. Auch wenn ich eigentlich Straßenabschnitte normalerweise meide, lohnt sich dieser ob der typischen Häuser und hübschen Vorgärten.
Je näher man in die Stadt kommt, desto mehr findet man kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants zwischen den normalen Hauseingängen. Ab und zu muss man wirklich genau hinsehen, ob es nun ein privater Eingang oder ein Geschäft ist.
Um die letzten Sonnenstrahlen noch zu genießen, genoss ich noch einen Kaffee in einem kleinen Straßencafé. Hierbei sei erwähnt, dass die Barristas hier wirklich jeden Kaffee mit Liebe zubereiten und sich alle Mühe geben die verschiedensten Motive in den Cappuccino zu zaubern!
Wo Richmond Hill in Hill Rise übergeht, bog ich in auf The Vineyard ab und wandelte dann wahllos im Straßenlabyrinth Richmond’s umher, bis ich mich irgendwann wieder auf der George Street befand, die mich ganz am Anfang vom Bahnhof zur Riverside führte. Nach einem kurzen Schaufensterbummel und einem hervorragenden Abendessen in einem der netten, kleinen Restaurants, machte ich mich letztendlich mit müden Beinen auf zum Bahnhof bzw. U-Bahnstation um zurück in die Londoner Innenstadt zu fahren. Dort ließ ich den Tag mit einem Spaziergang entlang der Southbank ausklingen bis die Sonne hinter den Gebäuden rund um Embankment untergegangen war.
Fazit
Wer in London ist, einen Tag Zeit hat und die knapp 8 Meilen und ca. 3 Stunden Netto-Gehzeit nicht scheut, dem kann ich diese Runde – vor allem zur Blütezeit der Azaleen – wirklich sehr ans Herz legen!
Ansonsten hoffe ich euch hat der virtuelle Ausflug Spaß gemacht und wünsche euch ein schönes Wochenende!
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