Cambridge University Botanic Garden

Cambridge University Botanic Garden. Spruch

Willkommen bei einem virtuellen Spaziergang durch den Botanischen Garten der Universität Cambridge. Um es vorne wegzunehmen. Auch wenn euch jetzt viele Bilder erwarten, es ist trotzdem nur ein klitzekleiner Ausschnitt dessen was man dort zu sehen bekommt. Und es ist meiner Meinung nach der wissenschaftlichste Botanische Garten, den ich persönlich bisher gesehen habe. Man bekommt wirklich tolles Infomaterial beim Eingang bzw. auch online auf der Webseite. Von der pflanzlichen Vielfalt und Darstellung im Garten selbst ganz zu schweigen. Der Rundgang hat für mich vom Bahnhof kommend am Station Road Gate begonnen. 

Blumen und Düfte

Im Scented Garden bekommt man eine Idee davon wie viele verschiedene Gerüche und Aromen Pflanzen produzieren können. Es duftet einfach wunderbar, wenn man einfach nur zwischen den Pflanzen hindurchgeht und noch viel mehr, wenn man mal wieder bei einer ankommt. Der Lavendel zum Beispiel hing wirklich überschwänglich über die Mauer.

Die Herbaceous Beds präsentieren sich mit einer wahnsinnigen Vielfalt an ausdauernden Pflanzen. Selbstverständlich schön in Beeten arrangiert. Wenn man hier um die Ecke biegt, hat man so ein bisschen das Gefühl direkt in ein Gartenmagazin zu steigen. Am Himmel waren immer wieder ein paar Wolken. Aber vor allem wenn die Sonne durchblitzte, dann war das Farbenspiel unglaublich. 

Der Weg führte mich weiter in den Rosengarten. Auch hier wieder schön arrangierte Beete in geschwungenen Formen. Die Rosen stehen hier nicht alleine für sich, sondern sind von vielen Begleitern umgeben, sodass sich ein wahres Farbenfeuerwerk ergibt. 

Bäume der besonderen Art

Geht man den South Walk weiter, kommt man zum Old Pinetum. Am Weg dahin fällt ein Baum auf in dessen Stamm sich Ziegel befinden. Einer der sogenannten Champion Trees. Als solche werden Bäume bezeichnet, die durch spezielle Merkmale auffallen – das kann ihre Größe, ihr Alter oder wichtige historische Hintergründe sein. Was auf den ersten Blick komisch aussieht – und vielleicht auch komisch ist – hat aber natürlich eine Geschichte. Am besagten Baum – ein Birne um genau zu sein – fand in den 60ern der Versuch statt, beschädigte Bäume bzw. deren (große) Wunden wie nach einem Astbruch eben mit Ziegel und Teer aufzufüllen und zu verschließen. Nachdem man sich von dieser Art Heilversuche wieder verabschiedet hat, sieht man Ziegel in Baumstämmen dann doch eher selten. 

Und dann taucht man ein in den Pinienwald mit dem typischen Geruch, der damit einhergeht. Der nächste Champion Tree ist nicht weit – the Cambridge Oak Quercus x warburgii, benannt nach Warburg, der in Cambridge Botanik studierte und später Präsident der Botanical Society of Britain and Ireland war. Wann genau dieser Eichenhybrid den Namen „Cambridge Oak“ erhielt ist nicht ganz klar, ist aber definitiv eingängiger als sein botanischer Name. 

Alles im Überblick

Wenn man ein paar Schritte später wieder aus dem Wald auftaucht, bietet sich die Gelegenheit den Rising Path hinaufzugehen um aus der Vogelperspektive auf den Garten bzw. Teile dessen zu schauen. Die Systematic Beds befinden sich hier direkt vor bzw. unter einem. Einer der ersten Teile des Garten, als er sich 1846 hier ansiedelte. Hier steht alles zusammen was familiären Bezug zueinander hat. 

Den Main Walk kann man keinesfalls übersehen. Wird er doch von riesigen Riesenmammutbäumen flankiert. Diese Giganten sind wirklich immer sehr beeindruckend. Nicht nur ihre unglaubliche Größe, sondern auch das verschlungene Astwerk. Dieses Exemplar wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt, hat den unglaublichen Durchmesser von fast 2 Meters und ist 32 Meter hoch. Was weniger augenfällig ist, ist was auf einem Schild neben dem Baum erklärt wird. Nämlich die Tatsache, dass dieser Riese 13 Tonnen Kohlenstoff im Stamm und Geäst speichert. Das entspricht 48 Tonnen Kohlendioxyd. Das macht natürlich auch diesen Baum zum Champion Tree!

Wasser & Steinige Gefilde

Am anderen Ende des Main Walks findet man einen Springbrunnen. Wasser gibt es aber nicht nur hier, sondern auch am Lake bzw. in kleineren Backläufen im Rock Garden, wo man dann auch nicht mehr nur Pflanzen, sondern auch mal ein paar Enten sieht, die sich im kühlen Nass vergnügen. Da im Rock Garden unter anderm viele alpine Pflanzen auf Kalkstein zu finden sind, sieht dieser Teil des Gartens sehr vertraut für Österreicher aus. Hier Edelweiß & Co zu finden fühlt sich erst mal merkwürdig an. Und dennoch hab ich an diesem Tag etwas über das Edelweiß gelernt. Was das war könnt ihr hier nachlesen: Warum das Edelweiß keinen Sonnenbrand bekommt 

Wie ihr auf den Fotos seht, wurde es nach und nach bewölkter. Der Himmel schaute schon verdächtig nach Regen aus. Das war auch der Grund warum ich mich immer schneller in Richtung Glashäuser und dem Café daneben begab. 

Und ich schwöre euch, es war keine Minute zu früh, als ich dort ankam. Schon öffneten sich die Himmelsschleusen und es schüttete in bester britischer Manier. Sofern man sich unter Dach flüchten kann und mit Kaffee oder Tee und Scones versorgt ist, ist das aber kein Schaden. Solche sommerlichen Regengüsse dauern erfahrungsgemäß nicht sehr lange. Man kann diese Wetterereignisse gut für kurze Pausen zwischendurch nutzen um dann wieder frisch gestärkt weitermachen zu können. Und einen Vorteil hat es noch: Wenn man nach so einem Regenguss in einem Garten unterwegs ist und nach dem Regen die Sonne wieder rauskommt, dann sieht alles wie frisch gewaschen aus. Die Farben sind momentan viel intensiver als zuvor. Dieses Spektakel konnte ich diesmal an der Bee Border erleben, die den nützlichen Insekten als Futterstätte dient, beobachten. 

Eingangs erwähnte ich, dass der Cambridge University Botanic Garden für mich der Wissenschaftlichste ist. Das zeigte bzw. bestätigte sich unter anderem auch, als ich ganz kurz nach dem Regen das Café wieder verließ. Hier war nämlich ein Schild mit Kreidetafeln am Zaun befestigt war wo tatsächlich jemand die Regenmenge, die gerade mal vor wenigen Minuten gefallen war, per Hand korrigiert war! Ganz ehrlich? So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt! 

Paradiesische Glashäuser

Mit oder ohne Regen muss man natürlich auch die Glashäuser anschauen gehen. Sie sind immer so etwas wie ein Ausflug ins Paradies. Nirgendwo sonst bekommt man so viele exotische Pflanzen auf einen Fleck zu sehen. Klein, groß, blühend, im Wasser oder am Land in allen Farben, Formen und Gestalten. 

An manchen Stellen musste sogar ich mich ducken – und ich bin wirklich nicht sonderlich groß – um nicht die herabhängende Blüten reinzulaufen. Nicht selten sieht man hier an eher niedrig hängenden Ästen eine Aufschrift „Mind your head“. Üblicherweise sind diese aber immer noch so hoch, dass ich gerade mit der Hand hinkomme. Naja – der durchschnittliche Brite ist auch wesentlich größer als ich. 

Ziemlich lachen musste ich mit dem Sukkulenten Dudleya pulverulenta, dem das Gewächshaus wohl nicht groß genug war und seine Fühler. mal eben durch’s offene Fenster nach draußen ausstreckt. Auf der anderen Seite des Zauns ist das Gras eben immer grüner. 

So, das war der sonntägliche, virtuelle Spaziergang durch den Cambridge University Botanic Garden. Ich hoffe ihr hattet Spaß daran. Wer mehr davon sehen will, der muss sich selbst auf die Reise machen. 

Der Vollständigkeit halber: Ich stehe in keinem Verhältnis zum Botanischen Garten in Cambridge und es entstehen mir keine Vorteile aus diesem Blogbeitrag. Den Eintritt habe ich selbst bezahlt, er hat sich definitiv gelohnt. Das ist auch der Grund warum ich diesen Erfahrungsbericht mit euch teile. 

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