Herbstzeit ist Wanderzeit!

Das sommerlich satte Grün veränderte sich in den letzten Wochen und schillert nun in allen Farben. Vor zwei Wochen machte ich am Wochenende dann eine Herbstwanderung der etwas anderen Art. Nämlich nicht in den Bergen Österreichs, sondern an der Westküste Englands. Genau gesagt ging ich von Portishead nach Clevedon. Auch wenn der Severn ein Fluss und nicht das Meer ist, so fühlt es sich doch eher wie letzteres an – vor allem je weiter weg man von Portishead und näher man Clevedon kommt. 

Als ich das Zitat von Laura Jaworski der “Herbst sei ein Wunder in welchem man wandern kann” las, war es, als würde es für diese Herbstwanderung an der Küste geschrieben worden. Aus diesem Grund möchte ich von ihr erzählen!

Autumn is a wonder in which you can wander.

Es fallen mir zahlreiche Wanderungen im In- und Ausland ein, wo ich mich fühlte, als würde ich in ein Wunder gestolpert sein. So viele Fotos und noch mehr Bilder in meinem Kopf sind Zeugen dieser einmaligen Erfahrungen. Im Sommer, als ich von ein paar Wanderungen im Südosten Englands heimkam, sagte ich bereits, dass Klippenwanderungen die besseren Bergwanderungen sind. Man hat stets die volle Aussicht wie auf einem Höhenweg und als Draufgabe noch permanent das Meer an seiner Seite. Das Meer hat einfach eine ganz besondere Wirkung. Im Falle der letzten Herbstwanderung an der Küste erhellte dann noch das bunte Farbenkleid der Bäume und Sträucher entlang des Küstenpfads mein Gemüt.

Die Motivation zu wandern

Die Gründe und Motivationen wandern zu gehen sind genauso vielfältig wie die Möglichkeiten dies zu tun. Die einen wollen die Seele baumeln lassen, genießen die Natur. Die anderen begeben sich auf eine spirituelle Reise auf Weitwanderwegen, wieder andere sehen es mehr als sportliche Betätigung oder suchen die Herausforderung das nächste Mal den noch steileren Weg, den noch höheren Gipfel zu erklimmen oder die noch weitere Distanz zu bewältigen.

Für mich persönlich sind Wanderungen zur Entspannung und zum Genießen. Ein Ausgleich zu meiner sonst sitzenden Tätigkeit. Wenn ich steile Wege gehe, dann nicht, weil ich sportliche Herausforderung suche, sondern weil oben die Aussicht einfach besser ist. Wenn ich lange Wege gehe, dann weil ich nicht genug bekommen kann von der Umgebung. Tatsächlich gehe ich sehr, sehr selten einen Weg mehrmals.

Das führt zum einen dazu, dass es immer spannend bleibt, weil man Orte, Dinge und Pflanzen sieht, die man noch nie zuvor gesehen hat. Man kommt immer ein Stückchen schlauer heim als man fortgegangen ist! Und sei’s nur drum, dass man den hässlichsten aller Leuchttürme gefunden hat; was auf der heutigen Route tatsächlich der Fall ist. Nachdem ich Battery Point Lighthouse einige Zeit etwas ungläubig angesehen hatte, ging es weiter am North Somerset Tidal Trail in Richtung Süden. 

North Somerset Tidal Trail / England Coast Path

Der Weg erwies sich als wirklich schön und abwechslungsreich. Die Leute wurden mit zunehmender Distanz immer weniger. Nur ab und zu kamen mir Wanderer entgegen, die wohl die gleiche Route umgekehrt gingen. Abgesehen davon, dass man ohnehin kaum vom Weg abkommen kann, ist die gesamte Strecke wirklich gut beschildert. 

Es lohnt sich immer wieder auch einen Blick zurück über die Schulter zu werfen. Die Szenerie verändert sich permanent. Doch genau diese Abwechslung macht diese Pfade so interessant zum Gehen. 

Wenig später war der nächste Leuchtturm in Sicht. Von der Weite sah er wesentlich vielversprechender aus, doch als ich davor stand, hielt sich meine Begeisterung doch wieder in Grenzen. So ein richtiger Leuchtturm war das nun auch wieder nicht. 

Zurück zu den Gründen warum ich Wege selten mehrfach gehe. Es bietet es jedes Mal die Chance einmal mehr hinzuhören was die Natur zu flüstern hat. Auch wenn die Pflanzenwelt im Herbst schon ziemlich müde ist, gibt es viel zu entdecken. Die herbstlichen Farben, die in immer neuen Kompositionen auf die Netzhaut treffen, die tiefstehende Sonne, die dem ganzen einen Touch Extrawärme verleiht.  

Und auch die Wege, die sich im ewigen auf und ab, hin und her in den verschiedensten Facetten präsentieren. Damit, dass hier Stechginster blüht, hatte ich überhaupt nicht gerechnet um ehrlich zu sein. Neben dem braun verfärbten Farn ergab das ein ziemlich pittoreskes Bild ab.

Sich Zeit nehmen und Pausen machen

Was für mich auch unbedingt immer dazugehört ist es Pausen zu machen. Umzwar spontan dort, wo es gerade besonders schön ist. Kurz vor bzw. über der Charlcombe Bay war so ein Platz, auf dem ich mich kurz niederließ und das ganze genoss. Naja – und Hunger hatte ich auch ein wenig mittlerweile. Auf solchen Wegen empfiehlt es sich immer ausreichend Wasser und auch ein wenig Wegzehrung wie Müsliriegel oder Obst eingesteckt zu haben. Küstenpfade können oft wirklich kilometerlang dahingehen, ohne, dass man die Gelegenheit hat sich zu verpflegen. 

Doch irgendwann kommt man zurück in die Zivilisation. In diesem Fall war das Kirchenschiff von Clevedon das erste was ich von diesem Ort erspähte. Ich folgte dem Weg weiter und erreicht wenig später den hiesigen Pier. 

Pausen am Strand – vorzugsweise mit einem Kaffee in der Hand – sind natürlich auch immer eine gute Idee. Denn kein Kaffee schmeckt besser als jener am Strand! 😉 Man hat dabei auch immer Zeit das Treiben rund um einen herum zu beobachten. Menschen, die Muscheln sammeln oder Krebse im Wasser jagen, welche die bei selbst im sehr kalten Wasser kreischend schwimmen gehen und andere, die mit oder ohne Hund gemütlich dahinflanieren. Und natürlich dürfen auch die Möwen nicht fehlen in diesem Bild. 

Die Extrarunde

Am Strand zu sitzen birgt immer das Risiko, so entspannt zu sein, sodass man einen Bus nach dem anderen verpasst. So war es auch diesmal. Sprich ich hatte eine weitere Stunde Zeit und ging deshalb noch ein Stückchen weiter. Dabei entdeckte ich das Naturbad Clevedon Marine Lake und ein paar Meter überhalb einen weiteren Aussichtspunkt.

Nachdem ich nun schon mal in diese Richtung unterwegs war, wollte ich schlussendlich auch noch Wain’s Hill und den Hafen sehen. Und ich wurde mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt. Den nächsten Bus wollte ich dann aber nicht mehr versäumen, denn wenn die Sonne im Herbst weg ist, ist es gleich ganz schön kalt. An der Küste noch dazu windig. Sehr windig. Also schnell den Reißverschluss der Jacke ganz hochziehen, Nase in den Schal stecken und schnell zurück ins Warme!

Ein Tag und eine Wanderung mehr, die ich nicht missen wollen würde! 16 Kilometer voller neuer Eindrücke, Überraschungen (ja – die Leuchttürme der besondern Art inklusive) und schöner Erinnerungen.

Zusammenfassung

Für den Fall, dass ihr in diese Gegend kommt und den Weg gehen wollt, ein paar technische Daten:

  • Vom Ausgangspunkt in Portishead (Parish Wharf / Harbour Road) entlang entlang der Marina zum Pier. Dem offiziellen Coastal Path folgend zum Battery Point Lighthouse. Über die Woodhill – und Kilkenny Bay und Sugar Loaf Beach zum Black Nore Lighthouse. Über die Redcliff Bay zur Charlcombe Beach Bay und weiter entlang der Pigeon House Bay zur Margarent’s Bay. Hat man die Ladye Bay erreicht, ist man in Clevedon angekommen. Man muss sich hier entscheiden, ob man dem Küstenpfad den Rücken kehrt oder ihn weiter verfolgt. Ich bin ihn weiter gegangen, er führt einen direkt zum Clevedon Pier. In der Clevedon Bay gibt es Kaffee und Möglichkeit mit dem Bus wieder zum Ausgangspunkt zurückzufahren.
  • Die Extrameile: Clevedon Marine Lake und rauf zum Lookout bzw. über Wains Hill zum Clevedon Harbour. In Saltings Close findet ihr wieder Busse für die Rückreise.
  • Gehzeit ohne Pausen: 3 Std. 45 min.
  • Wegstrecke: 10 Meilen / 16 Kilometer
  • ca. 90 Höhenmeter

Hat dir der heutige Ausflug an die Westküste Englands Spaß gemacht? Dann hoffe ich dich hier, bei MiradaVerde, bald wiederzusehen!

Schönen Sonntag!

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