Der Hilferuf der Tomate
Wir lieben sie alle – die aromatisch, sommerliche, rote Frucht, die eigentlich eine Beere ist. Die Rede ist von der Tomate. Ist es nicht eine Freude, wenn man sie an der Staude bis zur Reife heranwachsen sieht? Selbstredend muss sie nicht rot sein, es gibt sie ja in allen Farben und sogar mehreren Formen und auch Größen. Und die Freude ist noch größer, wenn man sie dann endlich ernten darf. Die Tomate schmeckt aber nicht nur uns Menschen, sondern auch vielen Tierchen. Und fix ist – die Tomate mag sie alle nicht! Weder uns, noch die Tiere, die daran knabbern. Immerhin trachten wir danach ihre Fortpflanzung zu beenden. Aus diesem Grund setzt die Tomate auch einen Hilferuf an ihre Stammpflanze ab, die auf das “Hilfe, ich werde gefressen!” entsprechend reagieren kann.
Ein Bewusstsein wurde Pflanzen ja noch nie belastbar nachgewiesen, sehr wohl aber biochemische Reaktionen, die diesem zumindest in der Reaktion manchmal recht nahe kommen. Und so ist es auch im Falle des Hilferufes der Tomate. Kommt ein Feind, der die Tomate zum Fressen gern hat und fängt an zu knabbern, sendet die Frucht nachweislich biochemische Signale an die Stammpflanze. Diese hat dann die Möglichkeit auf den Angriff zu reagieren. Ist euch nicht neu? Nun ja – bislang kannte man dieses Phänomen nur, wenn es die Fraßfeinde auf die Blätter abgesehen hatte, nicht aber auf die Frucht. Ein bisschen neu ist es also doch, wenngleich das Prinzip tatsächlich das gleiche ist. Wer es ausführlicher wissen möchte – der Originalartikel auf Deutsch Tomaten schlagen elektrisch Alarm und auch auf Englisch Fruit Herbivory Alters Plant Electrome: Evidence for Fruit-Shoot Long-Distance Electrical Signaling in Tomato Plants.
Die Reaktion der Pflanze
Und was macht nun eine Pflanze, wenn sie dieser Hilferuf ereilt? Diesbezüglich gibt es gleich mehrere Strategien! Habt ihr beispielsweise schon mal eine Mimose berührt? Die Mimose verwendet nämlich die Strategie, einfach alle Blätter zusammenzufalten bis sie aussieht als wäre sämtliches Leben aus ihr gewichen. Kein besonders einladender Anblick für ein Tier, das Hunger auf saftiges Grün hat. Eine weitere Strategie ist es (vermehrt) sekundäre Pflanzenstoffe auszuschütten, um über Farbe, Duft oder Geschmack für den Schädling möglichst unappetitlich zu werden.
Uns Menschen hält das natürlich nicht davon ab, Tomaten und anderes zu ernten. Ganz im Gegenteil – dieser Duft, der euch in die Nase steigt, wenn ihr eine Tomate von der Staude pflückt, das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die ihre riecht. In vielen Fällen – vor allem auch bei Wildkräutern – sind wir sogar genau auf diese aus!
Sorry, Pflanzen … wir haben euch halt einfach zum Fressen gerne!
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