Ihr wundert euch was hat eine Geige, ihr Bogen und ein Stück Kolophonium in einem Pflanzenblog zu suchen hat? Auf der MiradaVerde Startseite steht als erster Satz “Pflanzen kommen uns im Alltag viel öfter unter als uns meist bewusst ist” und das ist genau so ein Fall. Aber von vorne…
Spazieren im Choriner Wald
Als ich im Februar in Berlin-Brandenburg war und den Ausflug in den Choriner Wald gemacht habe, haben wir Bäume entdeckt, die alle das gleiche Fischgrätmuster in der Baumrinde hatten. Natürlich hat das unsere Neugierde geweckt, denn zumindest ich konnte mir nicht sofort einen Reim darauf machen was das sein sollte. Wenig später hatten wir herausgefunden, dass dies die Zeugnisse der Harzgewinnung in früheren Zeiten ist! Und genau dieses Harz wurde dann für die verschiedensten Einsatzbereiche in Terpentin und eben Kolophonium getrennt.
Pflanzen & Musik
Dass mich ein Waldspaziergang nicht nur in die Welt der Pflanzen, sondern auch gleich noch in die Welt der Musik bringt, ist doppeltes Glück, denn ich freue mich immer, wenn zwei meiner Hobbies zusammenfinden. Somit ist dieses Erlebnis geradezu prädestiniert für MiradaVerde. Immerhin wird Kolophoniums unter anderem als Bogenharz eingesetzt.
Bogenharz
Bogenharz wird von allen Spielern von Streichinstrumenten auf deren mit (meist) Rosshaaren bespannten Bögen aufgetragen, um für die nötige Haftung der Bögen auf den Saiten zu bekommen. Da die Musiker mit dem reinen Harz nicht viel Freude hätten, mengen die Hersteller des Kolophoniums Öle und andere (geheime) Zusatzstoffe bei. So stehen dem Anfänger wie dem Profi für die verschiedenen Instrumente und Saitenmaterialien unterschiedliche Härten zur Verfügung. Die Farbe des Kolophoniums wird von der Baumart, die beerntet wird, sowie der Geographie wo sich dieser Baum befindet bestimmt. Sie reicht von dunkelbraun über bernsteinfarben bis zu einem rosa bzw. rot. Der Name “Kolophonium” ist auf das antike Handelszentrum “Kolophon” zurückzuführen, wo Kolophonium wie auch Terpentin umgeschlagen wurden.
Baumgesundheit
Sofern die sogenannten Lachten – also die fischgrätartigen, rinnnenförmigen Muster – fachkundig eingeritzt wurden, war das Leben der Kiefern nicht in Gefahr. Andernfalls würden die Bäume heute nicht mehr stehen und stumme Zeugen der bereits Jahrzehnte langen stillgelegten Harzgewinnung sein. Harz ist auch nicht der Lebenssaft eines Baums, sondern “lediglich” das Mittel zum Wundverschluss. Die Harzer mussten Sorge tragen, dass der Baum alt genug für die Harzgewinnung war, nicht zu großflächig geschnitten und dem Baum alle paar Jahre eine Erholungspause gegönnt wurde.
Danke
An dieser Stelle vielen Dank an meinen Papa, der mir die schönen Fotos von seiner Geige und dem Kolophonium gemacht und zur Verfügung gestellt hat!
Verwendete bzw. weiterführende Literatur:
- Wikipedia. Kolophonium. Letzter Zugriff: 12.4.2023
- Wahl, Uli. Kolophonium oder Was hat Harz mit Musik zu tun? Weinheim. Letzter Zugriff: 12.4.2023
- Landesbetrieb Forst Brandenburg. Von Heidereitern, Waldfrauen und Zapfenpflückern. Historische Wald- und Holzberufe im Wandel der Zeit. Harzer und Harzgewinnung. Seite 42 – 44. Potsdam. Letzter Zugriff: 12.4.2023
- Pirastro GmbH. Über das Bogenharz. Offenbach. Letzter Zugriff: 12.4.2023
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