Die phänotypische Plastizität beschreibt die Fähigkeit oder vielmehr das Maß der Fähigkeit sich gewissen Umweltbedingungen anzupassen. Ist sie hoch, reagiert die Pflanze sehr stark auf die Umwelt, ist sie schwach, dann eben weniger oder gar nicht.

Sehen kann man das zum einen in der Forschung wo sich genetisch völlig idente Pflanzen, an unterschiedlichen Standorten oder aufgrund anderer klimatischer Bedingungen beispielsweise in ihrer Wuchsform völlig unterschiedlich präsentieren. So etwas ist zwar immer interessant zu lesen, aber viel interessanter finde ich, dass man es auch “in freier Wildbahn” total leicht sehen kann.

Mein Lieblingsbeispiel dafür ist der Ilex. Habt ihr so eine Ilex-Staude schon mal genauer angesehen? Ein und die selbe Staude trägt nämlich nicht selten völlig glattrandige Blätter wie auch welche, die so spitz sind, dass man sie keinesfalls berühren möchte. Voilá; das ist phänotypische Plastizität im echten Leben.

Ilex mit Beeren, rot, Strauch, Blatt, grün
Ilex mit roten Beeren und stacheligen Blättern

Warum ist das so? Das Leben prägt die Form der Blätter. Ilex-Blättern, denen in ihrem Dasein noch nichts passiert ist – die kein Tierchen angeknabbert hat, kein Mensch abgerupft oder zusammengeschnitten hat, die sind völlig glattrandig. Sehen Ilex-Blätter hingegen schon nach ‘rühr mich nicht an’ aus, dann haben sie schon gewisse Erfahrungen gemacht – sei es mit Tier, Mensch oder Heckenschere.

Gerade als man sich kurz vor Weihnachten morgens im britischen Frühstücksfernsehen darüber beschwerte, dass der Ilex in diesem Jahr aufgrund der Wetterbedingungen keine schönen roten Beeren trägt, kamen mir nachmittags gleich mehrere und sehr unterschiedliche unter. Wahrscheinlich stach mir an dem Tag jede Ilex-Staude ins Auge, einfach deshalb weil ich morgens davon hörte. Und es war natürlich so, dass jener Strauch, der “ordentlich in Form” geschnitten war, so spitze, stachelige und abwehrfreudige Blätter trug die seinesgleichen suchte. (Siehe Bild oben)

Phänotypische Plastizität; Ilex, Holly, Strauch, Blatt, grün
Phänotypische Plastizität am Beispiel von Ilex Blättern

Hingegen der Strauch, der irgendwo am Rande eines Parks stand, der hatte die ganze Bandbreite an Blattvarietäten zu bieten. Aber seht selbst am Foto wie unterschiedlich sie sein können. Manchmal sieht man sogar, dass das Blatt an der Spitze spitzer ist als an der Basis.

Falls ihr ab heute auch an keiner Ilex-Staude mehr vorbeigehen könnt ohne sie zu inspizieren, dann: Herzlich willkommen im Club! 😀 Oder habt ihr gar bessere und eindrucksvollere Beispiele für die phänotypische Plastizität?

Mehr MiradaVerde

Du möchtest regelmäßig Information und Inspiration um Pflanzen mit allen Sinnen zu erleben? Hole dir heute noch den gratis Newsletter und bekomme jeden Sonntag einen Wochenrückblick als E-Mail. Jetzt anmelden

Oder folge MiradaVerde auf Facebook oder Instagram!