Pflanzen berühren und bewegen Menschen auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Und jeder hat auch ganz unterschiedliche Ansätze darauf zu reagieren. Ein Dichter wie Christian Morgenstern drückte seine Beobachtungen und Gedanken zu den weichen, silbergrauen Palmkätzchen an den Weiden im Gedicht “Die Weidenkätzchen” aus.
Die Weidenkätzchen
von Christian Morgenstern
Kätzchen, ihr, der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, ihr Schätzchen,
sagt, woher ihr stammt.
„Wollen’s gern dir sagen:
Wir sind ausgeschlagen
aus dem Weidenbaum;
haben winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.“
In dem dürren Baume
in tieftiefem Traume
habt geschlafen ihr?
In dem Holz, dem harten,
war, ihr weichen, zarten,
euer Nachtquartier?
„Mußt dich recht besinnen:
Was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen läßt.“
Kätzchen, ihr, der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, ihr Schätzchen,
ich, woher ihr stammt!
Mit diesem Gedicht rund um die Weide und ihre flauschigen Palmkatzerl wünsche ich euch einen schönen und frühlingshaften Sonntag!
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