Knospen im Herbst

Den Herbst verbindet man mit dem Rückzug der Natur, die Tage sind bereits wieder deutlich kürzer, die Nächte sind kälter, die Blumen verlieren ihren sommerlichen bzw. herbstlichen Glanz, die Bäume werfen all ihre Blätter ab und stehen letztlich kahl da. Man könnte sagen: Eine ziemlich triste Angelegenheit eigentlich. Doch ist das wirklich so?

Habt ihr einen vom Laub befreiten Baum oder Strauch schon mal genauer angesehen? Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr als Vorbereitung auf den nächsten Frühling schon die Knospen sehen. Der Baum hat sie bereits in seiner Hochphase ausgebildet, als er genügend Energie dazu hatte. Eingeläutet durch die kürzeren Tage und dementsprechend weniger Sonnenlicht, die kälteren Temparaturen stellt der Baum den Wassertransport durch den Stamm ein und geht mehr oder weniger schlafen. Seine empfindlichen Knospen hat er vorab bereits durch harte, schuppenartig angeordnete Blätter, manchmal auch durch Harz gut geschützt, sodass ihnen die unwirtlichen Bedingungen im Winter nichts anhaben können.

Fragt ihr euch warum der Baum seine Knospen schon im Vorjahr ansetzt und alle möglichen Schutzmaßnahmen ergreift um sie zu schützen anstatt sie einfach erst im Frühling unter besseren Bedingungen anzusetzen? Die einfache Antwort ist, dass der Baum im Frühling einfach noch nicht ausreichend Energie dazu hätte. Würden Blatt- und Blütenknospen erst im Frühjahr angesetzt werden, würde der Baum im Herbst grad mal grün werden, er hätte aber keine Zeit mehr Samen auszubilden ehe der nächste Winter anklopft.

Wie so oft können wir uns die Natur und Pflanzenwelt als Vorbild nehmen! Nämlich dann, wenn es darum geht sich auf Vorhersehbares entsprechend gut vorzubereiten, gut zu schützen was einem die Zukunft sichert und sich von Altem zu verabschieden, bevor man ein bisschen rastet um dann wieder voll durchstarten zu können.