Menschen kuscheln gerne, Tiere auch, doch wie sieht es bei Pflanzen aus? Anlässlich des Weltkuscheltags (World Hug Day) wollen wir uns mal ansehen wer mit wem im Pflanzenbeet am besten kann!
Mono- versus Mischkultur
Das salopp formulierte “wer mit wem” nennt sich offiziell Mischkultur. Denkt man nur daran wie ein Feld mit Pflanzen, die in Mischkultur leben aussieht und an eines, das in Monokultur gepflanzt ist, so braucht man kein Genie sein um erraten zu können welche Form natürlicher ist. Der Natur würde es nie einfallen nur eine einzige Pflanze auf einer großen Fläche wachsen zu lassen zwischen welchen unter Umständen sogar nicht bewachsene Erde zu sehen ist.
Die Mischkultur ist demnach die einzig logisch sinnvolle Version seine Pflanzen zu setzen. Der Platz wird optimal ausgenutzt, vor allem wenn man an den Nutzgarten denkt möchte man ja auch eine gute Ernte haben. Vor allem in Privatgärten freut man sich aber auch immer über den besonders guten Geschmack seiner Früchte; und wenn die Pflanzen in guter Gesellschaft stehen und mit den richtigen Pflanzen kuscheln dürfen, dann macht sich das unter anderem im Geschmack bemerkbar.
Pflanzengesundheit durch gute Nachbarschaften
Die allgemein bessere Pflanzengesundheit ergibt sich in der Mischkultur vor allem daraus, dass sich die Pflanzen gegenseitig Schädlinge vom Leib halten bzw. Bestäuber anlocken wie auch unterirdisch Nährstoffe spenden was auch die Erde in einem guten, gesunden Gleichgewicht hält. Vielleicht habt ihr ja schon mal eine Illustration von den “drei Schwestern” gesehen, die die Ackerbaumethode amerikanischer Ureinwohner beschreibt. Der Mais ragt dabei stabil in die Höhe und lässt die Bohne an sich hochklettern während der Kürbis mit seinen großen Blättern den Boden vor dem Austrocknen bewahrt.
Mischkultur kann jeder!
Ich habe eingangs von Feldern gesprochen, doch sie ist natürlich auch auf kleineren Flächen wie Hausgärten bis hin zum Hochbeet äußerst sinnvoll! Selbst wenn jede Pflanze in einem eigenen Topf am Balkon steht, kann man diese besser und schlechter anordnen. Immerhin tauschen sich Pflanzen nicht nur über Wurzeln, sondern durchaus auch über Blattausscheidungen aus.
Die einfachste Überlegung oder Regel ist es keine Pflanzen der selben Pflanzenfamilie nebeneinander zu setzen. Schädlinge haben es nämlich selten auf spezielle Pflanzen, sondern vielfach auf die ganze Familie abgesehen. D.h. der erste Gewinn ist schon gemacht, wenn man zwischen Pflanzen einer Familie, jene einer zweiten oder dritten setzt.
Eine weitere Überlegung ist es die Wuchshöhe einer Pflanze zum Vorteil der daneben stehenden zu nutzen. Sie sollten sich die Sonne nicht gegenseitig stehlen, wenn sie sie beide zum guten Gedeihen brauchen. Auf der anderen Seite ist es aber vielleicht gewünscht, dass die sonnenliebende große Pflanze die kleine schattenliebende beschattet.
Und weil alle guten Dinge drei sind, kann man sich auch noch Gedanken darüber machen wie es unter der Decke – Verzeihung – unter der Erde aussieht. Kämpfen sie unterirdisch beide um den gleichen Platz um ihre Wurzeln auszustrecken – vor allem in der Breite, könnte es schwierig werden mit der guten Nachbarschaft. Wurzelt aber eine Pflanze tief, die andere flach werden sie beide glücklich werden.
Pflanzliche Kuschelpartner im Quadrat
Da die Menschheit aber nicht erst seit gestern Pflanzen kultiviert und dabei bereits ein paar Erfahrungswerte gesammelt hat, gibt es auch Mischkulturtabellen, die man zur Hilfe nehmen kann. Hier ein paar Beispiele für gängige Nutzpflanzen im privaten Umfeld:
Tomaten können gut mit Bohnen, auch die Kapuzinerkresse, Petersilie, Pflück- oder Kopfsalat, Spinat, Karotten als Unterpflanzung behagt ihnen gut. Weniger erfreut sind sie über hingegen über Erbsen, Gurken, Kartoffeln oder Zucchini in ihrer unmittelbaren Umgebung.
Die Gurke hingegen freut sich über die von der Tomate verschmähten Erbsen oder Fenchel genauso wie über Dill zu ihren Füßen. Zu Kartoffeln, Radieschen, Rettich oder besagter Tomate hält sie aber gerne Abstand.
Kopf- und Pflücksalate gelten genauso wie die allermeisten Kräuter und Spinat übrigens als sehr umgängliche Nachbarn. Die meisten freuen sich über ihre Gesellschaft (bspw. Gurke, Kürbis, Tomate über Basilikum), manche stehen ihnen zumindest neutral gegenüber und nur ganz wenige Exemplare mögen sie explizit nicht; so kann z.B. Sellerie Kopfsalat nicht ausstehen.
Manchmal stehen die Pflanzen sogar über den Namen miteinander in Beziehung. So zum Beispiel bei Bohnen und Bohnenkraut. Das Bohnenkraut vertreibt nämlich die Schwarze Bohnenlaus von den Bohnen und verbessert zudem auch noch ihren Geschmack. Gurken und Gurkenkraut ist ein weiteres Duett, das über den Trivialnamen miteinander verbunden ist. Borretsch – also das Gurkenkraut – verbessert ebenfalls das Aroma der Gurke und sorgt für adequate Bestäubung.
Die Anti-Kuschler
Es gibt übrigens auch Pflanzen, die überhaupt keine Kuschelbedürfnisse haben – weder über- noch unterirdisch. Der Wermut ist beispielsweise einer von ihnen. Solche Exemplare pflanzt man am allerbesten weit weg von allen anderen – so geht es beiden Seiten gut und man muss sich auch selbst nicht ärgern, dass er Unfrieden stiftet im Gemüsebeet.
Get ready!
Wie gut, dass der Weltkuscheltag im Januar stattfindet und das zu dieser Zeit im Garten Ruhe ist. So habt ihr jetzt noch ausreichend Zeit euch Gedanken zu machen wer heuer in eurem Garten, in euren Beeten, Hochbeeten und dergleichen wessen Nachbar sein darf. Viel Spaß beim Planen, auf ein erfolgreiches, natürliches Pflanzenjahr und natürlich einen Happy World Hug Day!
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