Zum heutigen St. Gregor Tag gibt es gleich mehrere Bauernregeln. Welche, die dem Bauern seine Arbeit weisen …
Wenn Gregorius sich stellt, muss der Bauer auf das Feld.
Bauernregel
… welche, die die Wetterbedingungen vorhersagen …
Weht um Gregori stark der Wind, noch 40 Tage windig sind.
Bauernregel
… und welche, die über die typischen Verhaltensweisen der Tierwelt Auskunft geben:
Nach dem Tag des Gregorei legt auch die wilde Ent’ ihr Ei.
Bauernregel
Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe anderer tagesbezogener Merkhilfen zum Thema Witterung, Lostage, Pflanzung und Ernte.Doch woher kommen Bauernregeln eigentlich und treffen sie auch heute noch zu?
Seit wann gibt es Bauernregeln?
Bereits die alten Römer und Griechen hatten Reime als Regeln zu oben genannten Themen, von ‘Bauernregeln’ spricht man wohl aber erst seit 1505. (vgl. Spektrum Akademischer Verlag. Bauernregeln. (2000) Heidelberg. Letzter Zugriff: 11.03.2023.)
Das Leben in dieser Zeit war natürlich viel naturverbundener als es heute ist. Die Menschen waren von der Landwirtschaft, den Launen der Natur, dem lokalen Wetter und der Witterung vor Ort viel abhängiger als wir es heute sind. Man hatte kein Internet wo man mit ein paar Mausklicks Wetterkarten, Großwetterlagen und Prognosen zur Verfügung hatte. Das heißt man musste sich auf Erfahrungswerte und regionale Vorkommnisse verlassen – so gut es eben ging.
Eine Bauernregel, die um 1500 aufgestellt wurde, hatte damals bestimmt ihre Berechtigung – davon bin ich absolut überzeugt! Nicht nur, weil sie für die damaligen Verhältnisse einfach das beste war was man zur Verfügung hatte, sondern auch, weil sie für die Region wo sie herkam sehr wahrscheinlich sogar aussagekräftig war.
Warum aber gelten sie dann heute nicht mehr?
Nun ja, ich denke die Welt hat sich schlichtweg weitergedreht. Seit 1500 hat sich nicht nur die Menschheit mitsamt Lebensweisen und Arbeitsbedingungen verändert, sondern auch die klimatischen Bedingungen unterliegen bekanntlich einem Wandel. Das bringt mit sich, dass sich die Jahreszeiten verschieben und sich somit die Bedingungen verändern.
Veränderte Bedingungen bedeutet auch, dass sich beispielsweise das Verhalten in der Tierwelt verändert, verändert wird oder sich verändern muss. So besagt eine weitere Bauernregel für heute:
An Gregor kommt die Schwalbe über des Meeres Port – und an Bartholomäus ist sie dann wieder fort.
Bauernregel
Wer heute noch eine Schwalbe sieht, möge mir davon berichten. Ich habe nämlich leider seit Jahren in Österreich überhaupt keine mehr gesehen – weder an Gregor noch an sonst einem Tag. Wahrscheinlich deshalb, weil wir kaum noch offene Ställe haben, wo sie ihre Nester am liebsten ins Eck kleistert.
Ein anderer Grund ist sicher die Regionalität. Obwohl Österreich ein so kleines Land ist, sind die landwirtschaftlichen Bedingungen – geografisch und klimatisch bedingt – im Westen völlig andere als im Osten. Eine Bauernregel aus Vorarlberg traf wahrscheinlich im Burgenland schon damals nicht zu. Im Gegensatz zu damals wird sie aber heute nicht mehr mündlich überliefert (und ganz ehrlich wie oft wird um 1500 ein Vorarlberger mit einem Burgenländer zusammengekommen sein?), sondern über Bücher oder das Internet verbreitet und haben so Zugriff auf alle Bauernregeln dieser Welt. Wir müssten somit eigentlich immer hinterfragen woher diese Regel ursprünglich stammt.
Wieviel Wahrheit in den Bauernregeln stecken, die ihr landläufig kennt könnt ihr ja ganz einfach selbst überprüfen. Schaut nach ob die Wildenten morgen wirklich Eier gelegt haben, führt die nächsten 40 Tage Buch wie windig es ist oder haltet nach Schwalben Ausschau und passt auf, ob sie am 24.8. auch wieder weg ist. Auch wenn ihr Wahrheitsgehalt meist überschaubar ist, sind sie amüsant zu lesen, gewähren einen Einblick wie man sich früher organisieren und mit der Natur arrangieren musste und animieren dazu auf die Natur etwas mehr zu hören und sie bewusster wahrzunehmen. Somit haben die gereimten Volksweisheiten für mich persönlich auch heute noch ihren Wert.