Wie oft habe ich das Sprichwort “Das ist doch Kaffeesud lesen!” schon verwendet, wenn ich etwas für absolute Spekulation gehalten habe. Als ich es zuletzt verwendet hatte und die Serie über Kaffee im Entstehen war, fiel mir erst auf was ich da eigentlich sagte! So kam es, dass ich mich für die Ursprünge des Sprichworts interessieren begann.
Die Historie des Kaffeesudlesens
Wenn man sich durch’s Netz klickt, datieren die meisten Seiten das Kaffeesatzlesen – auch Kaffeedomantie genannt – auf das 17. Jahrhundert. Der florentiner Wahrsager Thomas Tamponelli wird manchmal als Urheber benannt, manchmal als jener, der das Kaffeesatzlesen zum ersten Mal erwähnt hat. Die dritte Variante ist, dass das Kaffeesatzlesen das erste Mal im Zusammenhang mit ihm erwähnt wurde. Was davon wirklich richtig ist, konnte ich nicht wirklich eruieren. Aber dass ein Florentiner im 17. Jahrhundert ein Orakel erfunden haben soll, wollte ich nicht so recht glauben, weswegen ich weitersuchte.
Zumindest eine Seite konnte ich finden, die die Kunst des Kaffeesatzlesens viel früher, nämlich im 14. Jahrhundert verortet. Dass die Geschichte ihre Wurzeln in der Ursprungsregion “Kaffa” hat, von dort aus nach Arabien gebracht wurde und sich später über “Mocha”/”Mokka” nach und nach im gesamten Orient ausgebreitet ehe es in der türkischen Kultur große Beliebtheit erfuhr, kann ich schon eher glauben. (vgl. Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V. Kreatives Kaffeeorakel. Letzter Zugriff: 19.01.2024)
Die Tradition lebt
Dass die Ursprünge solcher Traditionen oder Weissagereien nicht ganz geklärt sind, hat mich wenig verwundert. Was mich dagegen tatsächlich überrascht hat, ist, dass das Kaffeesud lesen wohl auch heute noch praktiziert wird! Zum einen als laienhaftes Freizeitvergnügen, ähnlich dem Bleigießen. Zum anderen mit etwas mehr Ernst. Nach wie vor sucht man im Kaffeesatz nach der allgemeinen Zufriedenheit der Person und versucht Informationen zu den üblichen Orakelfragen Liebe, Glück und Gesundheit zu finden.
Beginnen tut alles mit der Zubereitung eines Kaffees, bei dem man sehr fein gemahlenes Kaffeepulver in die Tasse gibt und mit heißem Wasser überbrüht. Ist nach dem Kaffeegenuss nur noch der Satz übrig, so kann das Lesen beginnen. Die Methoden des Lesens unterscheiden sich ab dann. Die einen suchen die Wahrheit am Boden der Tasse, die anderen an der Wand, wiederum andere lassen den Satz rühren oder stürzen ihn auf die Untertasse. Wo auch immer sich der Kaffeesatz setzt, bilden sich Muster, die als Symbole gedeutet werden. Dass die Deutung eine hochindividuelle ist, liegt in der Natur der Sache. Je nachdem was der Kaffee spricht, kann eine Linie beispielsweise als Schranke oder Weg gedeutet werden.
Spricht der Kaffee die Wahrheit?
Ist Kaffeesatz lesen Kaffeesud lesen im umgangssprachlichen Sinn oder steht die Wahrheit tatsächlich in ihm geschrieben? Jeder darf dazu seine eigene Meinung haben!
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