Bevor ihr diesen Blogpost lest, bitte ich euch, euch die Pflanzen auf dem Foto anzusehen und euch zu überlegen was sie euch sagen wollen. Könnt ihr hören was sie euch flüstern? Wofür stehen sie? Was ist ihr Wirkungsbereich? Gibt ihr Aussehen Aufschluss über ihre Wirkung? Lasst ihr euch von der sogenannten Signaturenlehre leiten?

Walnuss Farn Johanniskraut Linde Mistel Augentrost Signaturenlehre

- Erinnert euch der Walnusskern an ein menschliches Gehirn? Hat er vielleicht positive Einflüsse auf dieses?
- Könnte der sich aufrichtende Wurmfarn möglicherweise auch euch aufrichten?
- Bedeuten die durchlöcherten Blätter des Johanniskrauts, dass es gegen Stichverletzungen hilft?
- Ist die Linde wegen ihrer herzförmigen Blätter ein wahrer Liebesbaum?
- Erinnert euch die Mistel an ein Krebsgeschwür?
- Seht ihr die Ähnlichkeit zwischen Augentrost und menschlichem Auge?

Heißt das was? Und wenn ja: Was?

Die Signaturelehre

Der Pflanzen Erscheinung, Beschaffenheit, Struktur, ihren Geruch, Geschmack und andere Merkmale zu beobachten, zu studieren und interzupretieren, kurzum auf die Pflanze zu hören, war für Paracelsus (1493-1541) seinerzeit das Mittel der Wahl um herauszufinden welche Pflanzen welche Wirkung auf den Menschen haben. Paracelsus war überzeugt:

"Die Natur zeichnet ein jegliches Gewächs zu dem, darzu es gut ist."

Dieser Ansatz ging als ‚Signaturenlehre‘ in die Geschichte ein.

Während der Arzt und Alchemist Giambattista della Porta (1538-1615) die Signaturenlehre weiterverfolgte, verlor sie durch Carl von Linné (1707-1778) mit der Einführung seines Linnéschen Systems an Bedeutung. Umso erstaunlicher ist es, dass Rudolf Steiner (1861–1925) wieder darauf zurückkam. Nichtsdestotrotz wird heute in der westlichen Kultur und Medizin den Signaturen wenig Bedeutung eingeräumt. Die fernöstlichen Pendants, bekannt als „TCM (Traditionelle chinesische Medizin)“ und „ayurvedische Medizin“, erfreuen sich da schon größerer Beliebtheit.

Hat sie heute noch Gültigkeit?

Die Aufgabe der Forschung und Wissenschaft ist es natürlich Thesen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu prüfen, sie zu bestätigen oder zu widerlegen. In einigen Fällen konnten die Heilwirkungen, die bereits Paracelsus beschrieben hatte, tatsächlich bereits bestätigt werden und die Pflanzen fanden demnach Einzug in die Schulmedizin. In einigen anderen Fällen konnte kein Beweis gefunden werden um die Aussagen Paracelsus‘ zu untermauern. In der Volksmedizin wird dennoch gerne ein Blick auf die Signaturenlehre geworfen, weil sie in vielen Fällen einfach, plakativ und verständlich ist. Und ich muss gestehen, dass mein Leben mit diesen Eselsbrücken oft sehr viel leichter ist. Man sieht die Pflanzen einfach mit ganz anderen Augen, wenn man sie so betrachtet. 

Dennoch ist mit diesem simplen Ansatz Vorsicht geboten. Nur weil zum Beispiel die Zwiebel der Herbstzeitlose laut Signaturenlehre einer Gichtzehe gleicht, sollte man definitiv davon absehen diese einfach auszugraben und zu sich zu nehmen, denn die Pflanze ist hoch giftig! Die Herbstzeitlose ist dennoch ein Beispiel dafür, bei dem die Signaturenlehre von der empirischen Forschung bestätigt wurde und heute in pharmazeutischen und homöopathischen Präparaten zur Behandlung von akuten Gichtanfällen Verwendung findet. Ich will lieber nicht drüber nachdenken wie Paracelsus seinerseits zur Erkenntnis gekommen ist: ‚Alle Ding‘ sind Gift und nichts ohn‘ Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding‘ kein Gift ist.‘, besser bekannt in der simplifizierten Variante, nämlich ‚Die Dosis macht das Gift‘. Ich kann nur vermuten, dass er sie durch Versuch und Irrtum erlangt hat und es doch einige Leidtragende gegeben hat.

Mit offenen Augen durch die Natur

Um auf die Beispiele auf dem Foto zurückzukommen. Manche Vergleiche entstammen dem Sagenbuch, manche finden in der Volksmedizin Anwendung und manche werden in der Homöopathie und Schulmedizin eingesetzt. In jedem Fall lädt das wissen um die Signaturenlehre dazu ein mit offenen Augen durch die Natur zu gehen. Wenn der Schnee wieder weg ist versucht einfach mal etwas genauer hinzuschauen und -hören. Vielleicht verraten euch ja einige Pflanzen ihr Geheimnis. Viel Glück dabei!

Verwendete Literatur

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